Von Dieter Faustmann
Ich gebe zu, ich war sehr misstrauisch, als vor ein paar Tagen mein Chef im Büro stand und mir das Magic Objektiv für die Sony NEX mit dem E-Bajonett und für die Olympus mit dem MFT Bajonett in die Hand drückte.
Slr Magic an der Sony NEX
Was sollte das sein? Ein rein manuell einzustellendes Objektiv, klein und handlich zwar, aber, so wurde mir versichert, mit ein paar interessanten Eigenschaften, die kreativ nutzbar seien.
Soso.
Ich bin ja generell immer skeptisch eingestellt, wenn es um solche Produkte geht, von denen ich noch nie etwas gehört habe: Bei diesem Objektiv handelt es sich um eine sogenannte CCTV-Linse, wie man sie beispielsweise an Überwachungskameras und ähnlichen Geräten finden kann. Diese Information musste ich aber erst mal selber recherchieren und herausfinden.
Scharfstellen per Display geht so leicht, wie mit jedem anderen, adaptiertem Glas an der Kamera
Bisher musste man, um ein solches Objektiv an einer Kamera nutzen zu können, nach einem sogenannten C-Adapter Ausschau halten. Es bestand bei diesen Adaptern immer das Risiko, dass der Bildkreis für ein solches Objektiv nicht dem tatsächlichem Radius für den Sensor entsprach – Ergebnis: Dunkle, bis schwarze Ecken und andere, ärgerliche Einschränkungen, die man in Kauf nehmen musste.
Die SLR-Magic, die wir nun im Programm haben, hat dieses Problem nicht, da sich das entsprechende Bajonett direkt am Objektiv befindet. Es entfällt also das zusätzliche Zwischenschalten eines C-Adapters. Außerdem bleibt der volle Bildkreis für die Sensoren erhalten.
Weiches Wasser mit weicher Optik aufgenommen
Ich pappte mir also dieses Objektiv auf die Sony NEX und zog ein wenig durch die Straßen und die Bildergebnisse sehen sie bereits auf dieser Seite. Was Sie nicht sehen können ist der Spaß, den ich nach ein wenig Eingewöhnung beim Fotografieren mit diesem Objektiv hatte.
Die Bilder wurden, wie immer, bereits in Lightroom berabeitet und sehen so aus, wie ich sie farbhaptisch am schönsten finde. Ich weise, wie bei den anderen Tests in diesem Blog, wieder einmal darauf hin, dass die RAW Dateien immer nur Ausgangsmaterial für mich sind, die in jedem Fall weiterverarbeitet werden. Diese Endergebnisse zeige ich hier.
Auf dem folgenden Bild kann man sehr gut sehen, wie unonventionell sich die Schärfebene, je nach Fokussierung, verhält. Bei „normalen“ Objektiven ist sie immer gleich in einer Linie, beim Slr Magic allerdings, wie auf folgendem Bildbeispiel zu sehen, durchaus auch mal versetzt.
Ver-rückte Schärfebene - rechts im Plakat, sowie im Toilettenhäuschen, ein paar Meter dahinter
Ein sehr schöner Effekt mit dem SLR Magic ist die manchmal Puppenhafte Miniatur-Anmutung, wie man sie eigentlich nur von Fachkameras her kennt, bzw. mit Tilt und Shift Objektiven – dem sogenannten Scheimpflug-Effekt, wie man hier schön sehen kann. Leider schaute bei der Aufnahme niemand aus einem der Fenster, aber sieht diesen Effekt trotzdem sehr schön, wie ich finde.
Für eine Größere Ansicht einfach auf das Bild klicken.
Puppenhäuser mitten in der Innenstadt
Auf dem folgenden Bild sieht man auch das, wie ich finde, sehr schöne Bokeh, das sich bei Offenblende zeigt.
Bokeh bei Offenblende des SLR Magic
Hier nun noch ein paar Probeaufnahmen, die ich bei meinem Spaziergang machte.
Shaking the tree
Bei folgender Aufnahme mal genau auf den Schärfebereich achten, es ist ein Kreis, innen unscharf, dann ein Ring der Tiefenschärfe und am Rand wieder unscharf – faszinierend.
Gehwegfotografie
Natürlich kann das Slr Magic auch Abblenden, es verhält sich dann, wie man das von normalen Optiken her gewohnt ist, und bildet scharf ab.
Abgeblendet kann das Slr Magic auch scharf, wie jede andere Optik
Die Fokussierung ist leicht und „rund“, folgende Aufnahme machte ich im Gehen aus der Hüfte.
Der Taube ist nichts weiter passiert
Alles in allem hatte ich mit dieser Optik, trotz anfänglicher Skepsis, viel Spaß. Es war vor allen Dingen auch mal wieder viel Herumexperimentieren, genau so, wie ich das gerne mag, fern ab vom optischen Einheitsbrei, mit dem man sonst so zu tun hat um glatte, geleckte bilder zu produzieren.
Es gibt sicherlich viele Motive und Situationen, an denen man das SLR Magic ausprobieren kann – die Ergebnisse sind nie genau genau vorhersehbar, was ich grade als seine Stärke empfinde und was den Reiz ausmacht.
Dieses Bild dient nur als Erinnerung für mich, falls ich mit meinem Chef einmal über einen Firmenwagen reden muss
Und, kein Witz, diese Optik hat mich mit der Sony NEX wieder versöhnt, denn das, was Sony da als eigene Optiken im Angebot hat, kann man meiner Meinung nach nicht ernst nehmen und es hat mir mit den verfügbaren Objektiven auch keine Freude bereitet, die Sony länger als nötig in die Hand zu nehmen, wie man hier nachlesen kann.
Aber auch das ist meine, bescheidene und eigene Meinung.
Gut Licht
Dieter Faustmann