Fish-Eye 8/3.5mm – Praxistest

Ich hatte die Möglichkeit, dieses Objektiv zu testen und will hier über meine praktischen Erfahrungen mit dem 8/35.5 berichten.

Faustmann ante portas

Faustmann ante portas

Das Fish-Eye ist in unserem Shop derzeit für folgende Bajonette erhältlich:

Die technischen Daten können jeweils dem beiliegendem „Instruction Manual“ entnommen werden. Vorab sei gesagt, es handelt sich bei dem Fishe Eye 8/3.5 um ein Objektiv, das eine Aufnahmefläche entsprechend dem Bildradius von 180° auf der Chipfläche abbildet. Hier ist der kleine Haken an der Sache: Dieser Bildradius bezieht sich auf das APC-C Format, ist also nicht für Vollformatsensoren geeignet.

Was nicht bedeutet, man könnte es nicht an einer Vollformatkamera benutzen, jedoch muss man hier einige Einbußen hinnehmen, die nur durch radikalen Beschnitt auf das Filet in der Bildmitte zu meistern sind:

Fenster zum Hof

Fenster zum Hof

Fenster zum Hof, Alfred Hitchcock würde sich im Grabe herum drehen:  APC-Größe auf Vollformatsensor bedeutet: Format kann nicht vollständig ausgenutzt werden. Dazu kommen „Spannende Bildelemente“ wie die Gegenlichtblende zum Vorschein, sowie Abbildungsfehler und Farbsäume am Rand.

Ich wollte und will in Zukunft keine Vergleichsfotos verschiedener Hersteller in diesem Blog  veröffentlichen, mir geht es allein darum, ob ich ein Objektiv gestalterisch überhaupt nutzen kann, ob das Sinn macht. Es geht um Bilder aus der Praxis, nicht um Bilder für Menschen, die mit der Lupe über ihren Bildschirm rutschen, um jeden einzelnen Pixel mit Vor- und Nachnamen anreden zu können.

Die folgenden Bildbeispiele wurden alle mit einer Canon 350D sowie dem 8/3.5mm Fish-Eye aufgenommen. Alle Aufnahmen erfolgten im RAW-Format und wurden in Adobes ‚Lightroom‘ nachbearbeitet und meinem persönlichen Geschmack in Farben und Kontrasten angepasst.

„Genug der Worte, lass uns Bilder sehen!“

Kölner, der ich nun mal bin, habe ich wohl das mit Abstand am meisten fotografierte Motiv meiner Heimatstadt als Testobjekt benutzt. Im Grunde wollte ich versuchen, den Dom und dessen Umgebung einmal etwas anders aussehen zu lassen, bzw. auch mehr die Umgebung mit einzubeziehen. Für so etwas ist die spezielle Darstellungsart eines Extrem-Weitwinkels gradezu geeignet. Kurz gesagt: Fernab aller Postkartenknipserrei und mit viel Spaß an der Sache, trotz des weniger freundlichen Wetters.

Bemerkung vorab: Dieser Eintrag erschien vor ein paar Wochen schon einmal auf unserem alten Blog. Durch den Umzug litten die Bilder etwas an Größe und Kompression. Sobald es die Zeit zulässt werden die Originalaufnahmen auf unseren Flickr-Account hochgeladen.

Wo ist meine Einheit?

"Wo ist meine Einheit?"

Die folgende Innenaufnahme wurde bei Offenblende (3.5) gemacht.

_MG_5423-4

Alle Richtungen

Erwartungsgemäß ist der haptische Eindruck recht weich. Die besten Ergebnisse bekommt man von Blende 8 an aufwärts. Dennoch kann sich diese Aufnahme sehen lassen, ich konnte hier z.B. keinerlei Vignettierung feststellen. Aufgrund des hohen Kontrastumfangs im Bild entschied ich mich dafür, die Lichter ausfressen zu lassen, zugunsten des Motivs in der Mitte der Aufnahme.

Wen man nicht aufpasst, dann ist man selbst mit auf dem Bild, wenn auch nur in kleinen Teilen, siehe unten auf folgendem Bild:

Dom-Sneakers

Dom-Sneakers

Ich gehe mehrmals die Woche über die Domplatte und sehe die ganzen Touristen, die sich vor dem Dom stehend für das Erinnerungsalbum, sofern es dieses überhaupt noch gibt, ablichten lassen. Erst steht die Ehefrau vor dem Dom, der Gatte knipst, dann steht der Ehemann vor dem Dom und die Ehefrau knipst. Das dritte Foto ist meist von einem vorbei laufenden Passanten gemacht, den man einfach bittet, ob er nicht mal ein gemeinsames Foto „von uns“ machen könne. In Köln, wenn man auf einen Einheimischen trifft, kein Problem. Die Rheinländer sind in der Regel sehr kontaktfreudig, nicht nur zur Karnevalszeit.

"Und getz noch 2 Meter noch vorne!"

"Und getz noch 2 Meter noch vorne!"

Je mehr Weitwinkel, desto näher sollte man sich auch großen Objekten wie dem Kölner Dom nähern, um spannende und überraschende Bilder zu machen.

Faustmann ante portas

Faustmann ante portas

Was nur wenige wissen: Der Dom hat sogar eine eigene Hausnummer. Allerdings weiss ich wirklich nicht, wo sich hier der Briefkasten befindet:

"Bitte beim Nachbarn klingeln"

"Postbote bitte beim Nachbarn klingeln"

Zu guter Letzt noch ein paar Impressionen von der Domplatte, die praktisch rund um den Kölner Dom herum verläuft und auf der allerlei Aktivität stattfindet:

"Hoffentlich regnet es heute nicht..."

"Hoffentlich regnet es heute nicht..."

Ausgestreckter Arm und Blende 8 bei ca. 1.50m Entfernungseinstellung, links wieder der Fotograf mit im Bild:

Ausgestreckter Arm

Ausgestreckter Arm

Die bekannte „Kölner Klagemauer“:

Kölner Klagemauer

Kölner Klagemauer

Kölner Klagemauer

Kölner Klagemauer

_MG_5462-43

Kölner Klagemauer

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der ganzen Bildermenge, die ich dort fabrizierte.

Mein Resumée:

Weitwinkelfotografie erzeugt eine spannende Dynamik auf Bildern: Da werden Menschen und Dinge verzerrt dargestellt. Wer die Welt möglichst realistisch abbilden möchte, der ist mit Weitwinkelobjektiven sicherlich nicht gut bedient. Es gibt jedoch nichts, was nicht mit unterschiedlichen Objektiven unterschiedlichster Brennweite abgebildet werden kann – Alles eine Frage des persönlichen Geschmacks sowie dem Spaß an der Sache, und nur darum geht‘s. Portraits mit 8mm, weil’s die dicksten Nasen macht?

Wenn es Spaß macht, warum nicht?

Weitwinkelfotografie erzeugt allerdings nicht nur von sich heraus eine spannende Dynamik: Man selbst fotografiert dynamischer, weil man einfach ganz nah an die Motive heran gehen muss. In Bezug auf Menschen kann das wirklich spannend sein, aber auch an so „banalen“ Objekten wie Gebäuden: Man fühlt sich schon etwas merkwürdig beobachtet, wenn man beispielsweise mit dem Bauch am Kölner Dom steht und einfach, für den vorbeilaufenden Betrachter, ohne Sinn und Verstand, scheinbar in den Himmel fotografiert.

Aber, wie sagte ich schon: Der Spaß ist es, der den Ausschlag gibt.

„Und was ist jetzt mit dem Fish-Eye?“

Das Fish-Eye 8/3.5 liegt an der 350D gut in der Hand. Es ist „schön“ schwer und lässt sich gut einstellen, sprich, die Ringe für Schärfeeinstellung und Blende sind gut erreichbar und lassen sich „blind“ mittels Ertasten gut unterscheiden.

Bei Offenblende bildet das Fish-Eye erwartungsgemäß weich ab, erst im Blendenbereich 8-16 herum ist die Bildqualität wirklich ausgezeichnet. Die Scharfeinstellung ist mit bloßem Auge im Sucher eigentlich fast nicht sichtbar. Ich empfehle, einfach die Entfernungen grob zu schätzen und am Objektiv einzustellen. Im o.g. Blendenbereich spielt das ab Blende 8 dann eh nur noch eine untergordnete Rolle, Stichwort ‚Hyperfokale Distanz‘.

Vielleicht haben Ihnen meine Bilder ein wenig Lust gemacht, den Kölner Dom selbst einmal unkonventionell zu fotografieren. Warum auch nicht, Köln ist immer eine Reise wert.

Gut Licht,

Dieter Faustmann

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7 Gedanken zu “Fish-Eye 8/3.5mm – Praxistest

  1. Für die etwa Hälfte des Preises, gibt es ein russisches Fisheye MC ZENITAR 2,8/16mm, dass eine hervorragende optische Liestung hat.

  2. Schöner Bericht. Die Bilder sehen zwar aus, als ob da nochmal mit PS ein wenig geschraubt wurde. Aber dennoch – wenn die Qualität annehmbar ist – warum nicht?

    Allerdings sei eine kleine leise Kritik angebracht: Das Objektiv ist nicht unbedingt für Vollformat geeignet. Es passt zwar, aber es bringt im Prinzip nichts. Daher sollte man das auch in der Artikelbeschreibung ruhig erwähnen.

  3. Dank für den Bericht. Mich interessiert das Teil schon länger. Allerdings aus nur aus einem Grund: Kugelpanoramen. Mit normalen Weitwinkeln muß man einfach zu viele Einzelaufnahmen machen und die Himmelsregion bekommt man wegen fehlender Details kaum noch „gestitched“. Mit so einem Teil kann man sogar versuchen in der Außenwelt 360° Panoramen zu erstellen. Wenn man schnell genug ist hat sich noch nich viel bewegt und das Himmelssegment hat immer Teile des Horizontes mit drauf.
    Ich spare aber erst noch ein wenig 😉
    @Teezeit: Lightroom nicht PS ! Steht im Text 1!11

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